Search

Turnerschaft Germania im MK

Sport und Lebensbund

 

Mit dem Schr(o)ecken davon gekommen

von Ralf Breitgoff

Die Gemeinde Schröcken zählt knapp 220 Einwohner, liegt in Vorarlberg und verdankt ihre wirtschaftliche Kraft in erster Linie, wie so viele Orte in den Alpen, dem winterlichen Tourismus. Ende Februar 2016 war die Germanenskifamilie zu Gast, und Michael Beuel stellte seine älteren Bundesbrüder vor eine in dieser Art neuen Herausforderung.

48 Flaschen Wein, acht oder zehn Kästen Bier und einige Flaschen di-versen Branntweins waren ihm nicht genug, dem jüngsten unter den Ski-germanen. Michael Beuel wollte sei-nen 26. Geburtstag feiern und „beschenkte“ seine Bundesbrüder mit zusätzlichen 40 Litern Fassbier. Nur um die Dimension ein wenig zu verdeutlichen: Das bedeutete für jeden der sechseindrittel Urlauber – Mark Großer war aus beruflichen Gründen nur zwei Tage dabei – jeden Abend und jenseits der Hüttengetränke etwas mehr als eine Flasche guten Weins, vier bis fünf Flaschen Bier, viereinhalb Schnäpse und oben drauf noch drei Gläser, also ein knapper Liter, frisches Fassbier. Spätestens jetzt muss einem jeden klar sein, wie schmerzlich Matthias Fischer und Roland Ernst vermisst wurden. Zum Glück gab es ausreichend fetthaltige Schonkost. Ansonsten hätte man diese Herausforderung wohl überhaupt nicht angehen können.

Da sich allerdings über mehrere – ja man kann sagen – Jahrzehnte dau-ernde Versuchsreihen herausgestellt hatte, dass es sich selbst bei optimaler alpiner Balkonkühlung nicht lohnt, Bier über Nacht in offenen Fässern stehen zu lassen, entschied man sich dazu, die beiden Fässer an einem Abend zu leeren. Da Michaels Geburtstag wiederum auf den letzten Abend des Urlaubs fallen sollte, hielt es die Urlaubgemeinschaft für klüger, den Verzehr des Fassbieres auf zwei Abende zu verteilen. Zur Not wäre ja noch das eine oder andere Fläschchen aus dem Kasten zur Hand gewesen ...

Einer der zahlreichen Fußballabende wurde auserkoren, um die Herausforderung anzugehen. Wer es noch nicht wusste: Wer über einen Zugang zu "Sky Go" verfügt, kann jeden Abend und überall Fußball schauen. Und es muss auch nicht immer Champions League sein. Bernd Bergmann verfügt über einen solchen Zugang. Unvergessen deshalb in dieser Woche: das Montagsspiel der zweiten Fußball-Bundesliga zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1.FC Nürnberg. Endstand 1 zu 1. vielleicht hätten wir die Sache mit dem Fass Bier vorzie-hen sollen ...

Aber zurück zum Fassbier: Der Dienstag oder Mittwoch sollte es am Ende sein. Mark Großer war zu diesem Zeitpunkt wieder abgereist. Den ganzen Tag – bereits morgens im Lift – wurde die Konzentration hochgehalten. Heute galt es dann doch ausnahmsweise, zuallererst der Pflicht nur zu genügen, was sie fordere und verlange. Die Aufgabe war klar. Zum Ausklang des Skitages ging es um 20 Liter, verteilt auf sechs Köpfe, respektive Mägen und zehn Gläser. Es sollte das Gesprächsthema des Tages sein, in verschiedenen Varianten, auf unter-schiedlichen Hütten, bei Bier, Glüh-wein und Gebranntem.

Niemand jedoch verriet seine Taktik. Sollte man vielleicht schnell vorlegen, um bereits zur Halbzeitpause seiner fordernden Pflicht ledig zu sein? Sollte man eher auf Langstrecke gehen, um das Völlegefühl etwas stärker zu reduzieren, dafür aber riskieren, kein anderes Getränk mehr zu sich nehmen zu können, weil es spät geworden war? Oder noch schlimmer: Sollte man am Ende gar alleine vor seinem Glase sitzen, während die anderen bereits nach treuer Pflichterfüllung den Schlaf der Getränkten schlafen dürfen. Fragen über Fragen, keine Antwort, aber zwei Gewissheiten: Keiner von uns kennt das Gegenteil von durstig. Aber alle wissen spätestens jetzt, was es heißt, keinen Durst mehr zu haben. Und: Das zweite Fass spendet die Runde leichten Herzens der Aktivitas zum Verzehr auf dem Stiftungsfest.

„Und sonst?“, fragt der Rheinländer, wenn er wissen will, was wirklich los war. Sonst war, wie bereits erwähnt, viel Fußball live. Jeden Abend von der zweiten über die erste Bundesliga bis zur Europa und Champions League. Es war der zweite Moment, der uns Roland und Matthias vermissen ließ. Nicht, dass es was genützt hätte. Aber beide hätten wenigstens mal nachgefragt, ob es vielleicht auch etwas anderes gäbe. Früher haben wir übrigens viel und gerne Handball geschaut. Europa- und Weltmeisterschaft. Aber diesmal sind wir ja etwas später gefahren, und Deutschlands Ballwerfer waren schon längst Europameister.

Und natürlich Skifahren: Warth-Schröcken, gilt als eins der schneereichsten Skigebiete Europas. Offensichtlich fällt hier auch dann Schnee, selbst wenn im Rest der Alpen kein Schnee fällt. Schröcken respektive Warth liegen auf der anderen Seite des Arlbergs. Statt den Arlbergpass hoch Richtung Lech, Zürs und St. Anton geht’s hinter Begrenz sozusagen links ab ins parallel verlaufende Tal. Das Skigebiet Schröcken-Warth selbst besticht weniger durch seine Größe, als vielmehr durch seine durchaus anspruchsvollen Pisten. Im gesamten Alpenraum, insbesondere in familiär geprägten Skiregionen, habe ich lange nicht mehr so viele schwarze Abfahrtspassagen gesehen wie hier. Zusätzlichen Reiz erfährt das Skigebiet natürlich durch die Anbindung an Lech und Zürs. Dem Skifahrer erschließen sich somit rund 350 Pistenkilometer. Für den nächsten Winter 2016/17 ist der Zusammenschluss mit dem Skigebiet St. Anton am Arlberg – St. Christoph – Stuben fest geplant.

Für die Germanen geht es in der ersten Februarwoche kommenden Jahres allerdings nach Mayrhofen. Auch neu, dass wir schon so früh wissen, wo es im darauffolgenden Jahr hingeht. Hier wartet schon die nächste größere Herausforderung namens "Harakiri. "100 Prozent Mut für 78 Prozent Gefälle", werben die Mayrhofener Bergbahnbetriebe auf ihrer Homepage. Die Piste ist insgesamt zwei Kilometer lang, der eigentliche Steilhang etwa 400 Meter. Die Beschneiung ist nur mit aufwendigem Schichtverfahren möglich, da der Schnee sonst abrutscht. Die Präparation erfolgt mit einer Winde und einem extra dafür ausgelegten Pistengerät mit 430 PS, neun Tonnen Gewicht und vier Tonnen Zugkraft. Respekt! Und irgendwo wartet auch sicher wieder ein Fass Bier oder auch zwei.